Ein außerschulischer Lernort soll laut unserer Richtlinien unbedingt einmal in der Oberstufe aufgesucht werden, um neben dem notwendigen Interpretieren von Quellen und wissenschaftlichen Darstellungen sowie dem Analysieren von Bildmaterial die Historie auch anderweitig einmal als interessant, vielseitig und bedeutsam erleben zu können.
Welcher Ort bietet sich da für interessierte Schülerinnen unserer Q2-Grundkurse in Geschichte mehr an als das Haus der Geschichte in Bonn? 

• Einmal selbst einen der sogenannten „Rosinenbomber“ zu betreten, mit denen die drei westlichen Alliierten wegen der Blockade der westlichen Sektoren Berlins durch die Sowjetunion die Bevölkerung mit allem Lebensnotwendigen 1948/49 fast ein ganzes Jahr lang versorgt haben …
• Einmal einen aus dem Rest einer Handgranate gefertigten Eierbecher zu bestaunen, sich vorzustellen, wie das Frühstücksei wohl daraus geschmeckt haben mag …
• Einmal selbst einen der vielen sowjetischen Panzer zu berühren, die beim ostdeutschen Volksaufstand am 17. Juni 1953 auf wehrlose Bürger und Bürgerinnen geschossen haben, die sich das Recht herausgenommen hatten, friedlich gegen zu harsche Arbeitsbedingungen zu protestieren und das Recht auf freie Wahlen und staatliche Wiedervereinigung zu fordern …
• Einmal selbst Platz zu nehmen in den alten Sesseln des Bonner Bundestages und das Feeling eines oder einer Abgeordneten in den Zeiten des Kalten Krieges nachzuempfinden …
• Einmal selbst sich an dem Stacheldraht die Haut zu ritzen, der ab dem 13. August 1961 von den Grenzsoldaten der nationalen Volksarmee der DDR massenhaft ausgerollt wurde, um die innerstädtische Grenze Berlins definitiv zu dehumanisieren und unpassierbar zu machen und diesen Staat in ein großes Gefängnis zu verwandeln …
• Einmal einen Trabbi zu berühren, dessen Besitzer damit nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 vielleicht als einer der ersten nach West-Berlin gefahren ist und das unglaublich beglückende Gefühl von friedlich errungener Freiheit und Überwindung repressiver Strukturen empfand …
• Einmal die zerstörerische Kraft der Feuersglut zu erahnen, wenn ein verbogener Stahlträger aus einem der twin towers an die islamistischen Terroranschläge des 9. September 2001 erinnert …

Was lernen wir darüber und daraus? Die Freiheit unserer westlichen Welt ist schon oft bedroht worden, wurde und wird immer noch massiv bekämpft; letztendlich siegte bisher jedenfalls noch immer die Seite mit den freiheitlichen Werten. Sie hat sich schon oft bewährt und lohnt daher ein engagiertes Eintreten, um Unrecht frühzeitig entgegenzuwirken … Beklemmende Aktualität …

Alles in allem: eine interessante und in diesem Sinne auch politisch lehrreiche Exkursion für unsere Schülerinnen der Kurse Q2 Ge (KOH) und Q2 Ge (EX).

S. Exner-Scholz